Shopware wurde 2019 mit einer neuen Version veröffentlicht, welche die in die Jahre gekommene Version Shopware 5 ablösen soll. Das ist eine gute Entscheidung, da Shopware in der Version 5 seine Wurzeln in einer klassischen Windows-Welt nie ganz verleugnen konnte. Früher, vor vielen Jahren, war das freie Positionieren von Fenstern im Backend üblich, aber heute nicht mehr zeitgemäß und eher unhandlich.
So sieht Shopware 5 im Backend aus:
In der neuen Variante von Shopware orientiert sich das Backend mittlerweile auch an gängigen Layouts und Vorgehensweisen wie sie auch bei Marktführern wie WordPress oder Magento zu finden sind. Tatsächlich sieht das Backend dem von Magento sogar sehr ähnlich und bedient sich auch so.
Aus unserer Erfahrung mit Shopware 6 Projekten können wir nur schließen, dass die letzte Version mit viel Ambitionen veröffentlicht wurde. Das hat Auswirkungen auf fertig programmierte Layouts, Designs und Funktionen, die im Nachgang neu programmiert oder angepasst werden müssen. Viele gängige Funktionen wurden erst mit deutlichem Verzug veröffentlicht oder sind bisher noch in Planung. Das ist auch ersichtlich auf der Release-Seite von Shopware selbst.
Betrachtet man das Change-Log auf der offiziellen Shopware Seite, sieht man, dass Shopware 2020 in Summe 23 Updates herausgebracht hat. Davon waren allein 7 Updates sicherheitsrelevant.
Jedes der Updates hat erst nach und nach Funktionen implementiert, die in anderen Shopsystemen Standard sind. Jeder Release erzeugt in Projekten Zusatzkosten und muss gerade in einer solchen Early-Stage-Phase eingespielt werden. Nachträgliche Aufwände verursachen dabei erhebliche Mehrkosten.
Stand Januar 2021 zeigt die Roadmap von Shopware 6 immer noch viele offene Flanken.
Gängige Funktionen wie „Canonical URLs“, „Preisregeln“ und „Product Page Layouts“ sind auch nach über einem Jahr noch nicht fertig. Verbesserungen an der Elastic Search sind noch in der Planungsstufe. Währenddessen haben Systeme wie Adobe Commerce bereits KI-gestützte Produktempfehlungen auf Basis Adobe Sensei anzubieten.
Das macht es nicht nur den Programmierern schwer, sondern es hemmt Unternehmen beim Verkauf über Shopware 6. Diesen Feature Vorsprung wird Shopware 6 schwer aufholen können, was auch der Gartner Report – siehe weiter unten – so bewertet.
Folgt man den Foreneinträgen auf der offiziellen Shopware-Community Seite, dann scheinen viele Entwickler die Situation so einzustufen, dass Shopware 6 noch keinen Marktreifegrad erreicht hat, wie es für ein Produktivsystem sein sollte. Auch auf der Shopware-Community Seite sind viele Beiträge zu finden, in denen Programmierer von der produktiven Nutzung abraten.
Links zu den Community-Seiten:
Der technologische Unterschied von Shopware 5 zu Shopware 6 macht eine komplette Neuprogrammierung notwendig, wie auch ein Technical Specialist von Shopware in einem Video bestätigt. Es gibt ein Migrationstool, welches die Basisdaten übernehmen kann. Es gibt jedoch keine einfache Form der Migration auf die neue Plattform.
Das ist grundsätzlich verständlich, da sich die technische Basis maßgeblich geändert hat. Zugleich muss einem bewusst sein, dass mit dem Update ein enormer manueller Aufwand verbunden ist.
Kundengespräche haben ergeben, dass Shopware-Relaunches mit Shopware 6 gestoppt werden, um dann erneut mit Shopware 5 programmiert zu werden. Im Hinblick darauf, dass Shopware 5 nur noch bis Juli 2021 Updates erhält und 2024 auch die Security Updates eingestellt werden, kann man davon nur abraten.
Gemäß Statista liegt Shopware mit einem weltweiten Marktanteil bei 7,8 % im Juni 2020. Vor Shopware liegen Shopify mit 8,4 % und Magento mit 28,7 %. Die Zahlen spiegeln primär Shopware 5 Installationen wieder, da Shopware 6 zu diesem Zeitpunkt, aufgrund der Anzahl an noch fehlenden Funktionen nur schwer live zu nehmen war.
Hier ist der Bericht einzusehen:
Quelle: Statista 2020 – Marktanteile der Shopsysteme weltweit
Ein Gerücht, dass sich seit Langem hält ist, dass die Umsetzung eines Shopware Projekts günstiger sei als mit anderen Systemen. Um das zu bewerten muss man sich das Lizenzmodell ansehen.
3-stufiges Lizenzmodell:
Quelle:
Shopware-Lizenzmodell
Bewertet man die aufgeführten Funktionen so ist die Enterprise-Edition das umfänglichste Paket inkl. B2B-Funktionen. Gemäß Shopware-Roadmap sind die B2B-Funktionen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch nicht umfänglich implementiert. Dementsprechend ist das Paket in der Praxis ebenfalls noch nicht ganzheitlich einsetzbar.
Betrachtet man die Kosten für die Implementierung eines B2B Shops mit Shopware 6, so sind die Zeiten der Shops unter 10.000 € Implementierungsaufwand vorbei. Schnittstellen müssen immer individuell programmiert werden und ein Design passt selten von der “Templatestange”.
Im unteren Aufwandssegment etabliert sich jetzt auch eher Shopify mit Standarddesigns und Funktionen. Den geringen Aufwand bezahlt man bei Shopify allerdings mit. Zum Beispiel durch prozentuale Abgabe bei jedem Verkauf, was ab bestimmten Umsatzhöhen oder bei geringen Margen schnell nicht wirtschaftlich tragfähig ist.
Shopware 6 bewegt sich im Aufwand in einem ähnlichen Bereich wie Magento. Gleichzeitig ist es aber günstiger als Projekte mit SAP hybris oder der Salesforce Commerce Cloud.
Die unabhängige Technologieberatung Gartner bewertet jedes Jahr den technologischen Reifegrad der wichtigsten Shoptechnologien im sogenannten „Magic-Quadrant“. Neben langzeitigen Kerntechnologien wurde 2020 auch Shopware das erste Mal aufgenommen. Hierbei wurde die Technologie wie folgt eingestuft:
Der detaillierte Gartner Report 2020 kann hier heruntergeladen werden:
Auch Forrester Research hat eine Einstufung der Shoptechnologien durchgeführt. Hier ist Shopware jedoch 2020 nicht vertreten:
Michael Rohrmüller ist ein erfahrener E-Business-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung in der Branche. Als CEO und Gründer von PixelMechanics | The e-Business Enablers hat er zahlreichen Unternehmen dabei geholfen, sich in der digitalen Landschaft zu behaupten, wobei er sich auf E-Commerce und B2B-Lösungen spezialisiert hat. Mit Sitz in Nürnberg bietet er seinen Kunden weltweit strategische Beratung und fungiert als zuverlässiger Sparringspartner. Sein innovativer Ansatz und sein Engagement für den Erfolg machen ihn zu einer gefragten Autorität auf dem Gebiet des E-Business.
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